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Aktivität ersetzt Lösung?!

Der große Künstler versteht es, eine Sache
aufs Wesentliche zu reduzieren.

Henri-Frédéric Amiel (1821 – 1881), französisch-schweizerischer Philosoph, Essayist und Lyriker

Es ist ganz einfach!

Lange Zeit habe ich den Tag mit einem Morgenritual begonnen: Ich kam aus dem Bad, stellte meine Espresso-Maschine an und startete mit einem ordentlichen Schuss Koffein in Form eines leckeren Cappuccinos. Dann schaltete sich der Kopf ein, machte sich Gedanken, wie der Tag wohl werden wird, was alles auf mich zukommen würde und erledigt werden wollte.

Probleme drängten sich nach vorne und wurden durchdacht. Je länger ich damit beschäftigt war, desto größer wurden die Aufträge, die ich mir selber gab und mit dem Etikett „muss ich unbedingt erledigen“ versehen wurde. Gerade in unserer schnelllebigen Welt gibt es einen enormen Erwartungsdruck, Dinge schnell, effizient und fehlerfrei zu erledigen. Ich hatte mir diese Maßstäbe zu Eigen gemacht. Und bin in eine Falle getappt.

Es war mein Beitrag, die ohnehin komplexe Welt noch komplizierter zu machen. Ich war auch noch stolz darauf, im Vorwege Thesen aufgestellt, sehr differenziert analysiert, alle Möglichkeiten abgewogen und die geforderten Antworten bereits in der Tasche zu haben. Ich glaubte an Effektivität und Effizienz durch Tempo und Aktivität.

Das konnte ich auch wunderbar begründen. Es gab und gibt jede Menge Argumente, warum dies und jenes zwingend notwendig und „alternativlos“  ist. Wenn man dies ernst nimmt und versucht, für alles sofort eine Lösung zu finden, ähnelt dies schnell dem Versuch, ein brennendes Haus mit einem löchrigen Eimer zu löschen.

Aktivität ersetzt Lösung!

Mein Bemühen, den Tag schon beim ersten Morgenkaffee unter Kontrolle zu bringen, hatte zwei Effekte. Zum einen geriet ich in einen Strudel von Annahmen, Forderungen und vermeintlichen „Sachzwängen“, die ich alle unter meine Kontrolle bringen „musste“.  Zum anderen machte ich mich zum Opfer der Umstände, wenn die Dinge anders liefen als geplant.  Das führt zu Anspannung und Stress.

Kopfkino trifft auf Realität.

Ich höre es schon: Die Welt ist nun mal so.

Wirklich?

Die Erkenntnis, dass das vielleicht anders sein könnte, kommt oft überraschend und nicht ganz freiwillig. Manchmal haut einem das Leben einige Knüppel zwischen die Beine und schickt uns „Lehrer“, die einem auf die harte Tour beibringen, was man bisher geleugnet hat und nicht lernen will. Danke dafür!

Der Lerneffekt:

Nicht alles ist kontrollierbar und unterliegt dem eigenen Willen.

Der Versuch, die Realität unter die eigene Kontrolle zu bringen, ist zwar ganz spannend, führt aber zu nichts. Diese Erkenntnis ist nicht ganz neu, heißt es doch: Wenn du die Götter zum Lachen bringen willst, mach Pläne!

Es könnte so einfach sein! Annehmen und Lösung suchen. Kannst du es ändern? Ändere es! Kannst du es nicht ändern? Akzeptiere es und sorge für dich!

Aber da haut das Ego dazwischen und will einfach nicht einsehen, dass du keinen Einfluss auf das Geschehen hast. Also wirst du kreativ und findest schwierige Erklärungen der ohnehin komplexen Situation – auch wenn die Tatsachen klar auf dem Tisch liegen:

  • Du gibst lange Erklärungen für dein Verhalten ab, die nur deine Entscheidung rechtfertigen sollen.
  • Du verwickelst dich in wilde Diskussion, in der es einzig und allein um dein Ego geht, nicht um eine gemeinsam zu findende Lösung.
  • Du findest Begründungen, warum du ein armes Opfer der Umstände bist und nichts dagegen tun kannst.
  • Du interpretierst die Absichten deiner Mitmenschen, überträgst deine eigenen Wünsche und Abneigungen auf sie und stellst darauf dein Verhalten ab. Ideal, um Missverständnisse zu erzeugen.
  • Du glaubst, die Situation vollständig verstanden zu haben, deine Argumente also absolut richtig sind und der andere nur endlich verstehen muss, dass er eine falsche Sicht der Dinge hat.

Dies ist alles nicht unbedingt hilfreich, um eine Situation stressarm zu bewältigen.

Künstler der Vereinfachung

Es gibt dieses Zitat von Michelangelo, der in jedem Felsblock schon die Figur sah und nur alles unnötige Material entfernen musste, um sie sichtbar zu machen. In diesem Sinne lohnt es sich, zum Künstler der Vereinfachung zu werden und die Dinge so zu nehmen, wie sind. Ohne Beiwerk und Erklärungsversuchen. Allerdings ist dies einfacher gesagt als getan.

Vor der Veränderung steht das Verstehen.

Erst, wenn du dir deines eigenen Handels und der zugrunde liegenden Motivation bewusst bist, hat Veränderung eine Chance auf Nachhaltigkeit. Sobald du dir bewusst wirst, was dich antreibt, was für Werte du hast, woher deine Verhaltensmuster und bestimmte Glaubenssätze stammen und du dir die vielen „ich muss und kann nicht anders“ anschaust, hast du die Möglichkeit, deine üblichen Handlungsmuster zu überdenken und neu zu entscheiden, was DIR und der Situation entspricht. Es lohnt sich, eingespielten Verhaltensmustern auf die Spur zu kommen und mutig die Tatsachen anzuerkennen. Erst dann hast du die Möglichkeit, dich für kreative Lösungen zu öffnen. Und zu deiner eigenen „Lebenskunst“ zu finden.

Je besser du dich kennst, desto einfacher gelingt dir das.

 Allerdings hilft die reine Erkenntnis auch nicht unbedingt weiter. Veränderung geschieht immer vor allem durch gelebte Erfahrung. Durch Handlungen, die mit Emotionen verknüpft werden. Deshalb ist es wichtig, dass Veränderungsprozesse herausfordernd und manchmal auch unbequem sind. Ein guter Coach kann dabei helfen, die „Komfortzone“ zu verlassen und gleichzeitig mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben.

Die Belohnung wartet auf dich:

  • weniger Druck durch Außenorientierung
  • mehr Eigenverantwortung und Entscheidungskompetenz für das eigene Handeln
  • mehr gefühlter Sinn im Tun
  • mehr Energie für die Dinge, die wirklich wichtig sind
  • mehr Lebendigkeit aus der eigenen Mitte heraus
  • kompetent und kreativ das eigene (Berufs- und Privat-) Leben gestalten.

 

Mehr Informationen findest du hier!

 

Ich freue mich auf jeden Kommentar oder Hinweis zu diesem Artikel.

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